Geld drucken, das ist es!


Vorbemerkung der Redaktion

Endlich erreichte uns wieder ein Brief von Admirator, dem treuen Fan von B., um den wir uns schon Sorgen machten, weil er in den letzten Monaten in Schweigen verfallen war. Wir haben es überprüft: Die folgenden Berlusconi-Zitate sind leider alle echt. Aber zum Glück repräsentiert B. nicht mehr Italien, auch wenn er die politische Bühne noch nicht verlassen hat. Dass er immer noch Anhänger hat, zeigt Admirator.


Armer Silvio. Im letzten Herbst trat er zurück, nur „aus Gutherzigkeit“, wie er sagte. Damals gab es ja Leute, die allen Ernstes behaupteten, er würde damit Italien einen Gefallen tun. Jetzt sieht man, er hätte es nie tun dürfen. Hat man es ihm etwa gedankt? Noch nicht einmal den Ehrensenator auf Lebenszeit hat man ihm angeboten. Und geht es nun Italien besser? Alle stöhnen unter noch höheren Steuern. Und die Finanzpolizei jagt brave Familienväter, die etwas von ihrem schwer verdienten Geld am Fiskus vorbei für die Familie retten wollen. Während der Rest der Polizei damit beschäftigt ist, Silvios private Telefonate abzuhören und die Protokolle so schnell wie möglich an die Kommunisten weiterzuleiten. Nur um ihn öffentlich zu diskreditieren oder – noch schlimmer – wieder vor die Gerichte zu zerren, deren einziger Daseinszweck es zu sein scheint, Silvio in den Dreck zu ziehen.

Dabei zeigte er in seiner Rede vom 1. Juni vor den Parlamentariern unseres „Volks der Freiheit“, dass nur er weiß, wo es langgeht. Die Europäische Zentralbank müsse sofort gezwungen werden, „mit dem Gelddrucken anzufangen und der letztendliche Garant für die öffentlichen Schulden werden. Anderenfalls sollten wir die Kraft haben zu sagen: ‚Ciao ciao Euro’, aber in der EU bleiben, oder den Deutschen sagen, dass sie ja den Euro verlassen können, wenn sie was dagegen haben“. Hier klatschten sich unsere Parlamentarier die Hände wund, denn damit hat er es der Merkel gegeben, die ja hinter dem Euro steckt und sowieso an allem Schuld ist.

Und dann der Satz, der endgültig Silvios Genie beweist: „Ich habe die ‚verrückte Idee’, dass die Banca d’Italia sofort damit anfängt, Euros oder unsere eigene Währung zu drucken“. Natürlich, das wär’s doch! Der italienische Staat hat Schulden in Höhe von 120 % des jährlichen Bruttoinlandprodukts? Schwupp, weg wären sie! Das Benzin würde wieder billiger, meine Oma bekäme die doppelte Rente! Und die Merkel könnte sich ihren erhobenen Zeigefinger sonst wohin stecken! Wenn nun jemand Silvio etwas am Zeuge flicken will, von wegen Das-darf-die-Bank-gar-nicht oder Inflation und so: Würde man etwa dem Geld ansehen, wer es gedruckt hat? Außerdem sagt er ja selbst, dass die Idee „verrückt“ ist, und wer verrückt ist, dem kann keiner was. Aber gesagt hat er’s eben doch, und unser „Volk der Freiheit“ klatschte! Das ist das Entscheidende, denn die nächste Wahl kommt bald, und die Leute werden’s dann noch im Ohr haben. Und wissen, dass nur mit ihm die goldenen Zeiten wiederkommen. Er ist eben nicht nur genial, sondern auch schlau!

Silvio hat nur ein Problem: Er will das ganze Volk, das nicht vom Kommunismus infiziert ist, vereinen. Und das geht nun mal nur unter seiner Führung. Aber die Politikaster, die ihm dabei jubelnd folgen müssten, ihn aber früher aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen verraten haben, neiden ihm seine Größe. Zum Beispiel der Pfaffenknecht Casini, der ihm nach dieser Rede gleich die kalte Schulter zeigte mit dem Spruch, dass nun Schluss sein müsse „mit Populismus und Demagogie“. Armer kleiner Idiot! Aber wartet nur ab, Silvio hat ja schon angedeutet, dass er seinen Hut noch einmal in den Ring werfen könnte. Als Regierungschef oder Staatspräsident. Da zittern nicht nur den Kommunisten, sondern auch Leuten wie Casini die Knie! Denn dann wird die ganze Bande die Antwort bekommen, die sie verdient. Und Silvio ist wieder dort, wo er hingehört, nämlich ganz oben.

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