Geänderte Hymne

Top-Nachricht aus Italien: Berlusconi hat gegenüber seinem „Volk der Freiheit“ verlauten lassen, dass er den Text der Hymne, die sein Volk auf ihn singt, zu ändern wünscht. Bisher lautete der Text:

„Wir sind das Volk,
das liebt und glaubt,
das den Traum zur Wirklichkeit machen will,
Präsident, wir stehen zur Dir,
wie gut, dass es Silvio gibt“.

Dies soll nun laut der Berlusconi-eigenen Zeitung „Libero“ so geändert werden:

„Wir sind das Volk,
das liebt und glaubt,
das den Traum zur Wirklichkeit machen will,
Präsident, wir stehen zur Dir,
wie gut, dass es uns gibt“.

Der Vorschlag ist eine echte Sensation. Denn bisher wurde das „Wie gut, dass es Silvio gibt“ („meno male che Silvio c’è“) bei allen Gelegenheiten, in denen das Volk seinem natürlichen Wunsch folgt, Berlusconi zu huldigen, mit besonderer Inbrunst gesungen. Damit verständlich wird, um wieviel es hier geht, müssen wir nur Patrizia D’Addario lesen, die über ihre Tage und Nächte mit dem tollen Hecht Silvio ein Buch schrieb (im Aliberti-Verlag mit dem Titel „Gradisca, Presidente“, was etwa „Möge es Ihnen wohl bekommen, Präsident“ heißt). Sie schildert den üblichen Ablauf der Andachten so: Ein Video-Clip mit dem Lied wird vorgeführt, die Anwesenden erheben sich, werfen die Arme hoch, singen laut mit und machen die La Ola-Welle. (Es ist vielleicht gut, davon auch unsere deutschen Blog-Besucher in Kenntnis zu setzen. Denn wenn sie das nächste Mal nach Italien kommen, müssen sie wissen, wie sie sich dort zu benehmen haben – unabhängig vom Wortlaut der letzten Hymnen-Zeile).

Nun aber die Frage, warum dieser bewährte Ablauf textlich verändert werden soll. Den tieferen Sinn der Veränderung beschreibt der Kommentator auf der ersten Seite des „Libero“ so: Es sei an der Zeit, deutlich zu machen, dass man „vom einzelnen zum Kollektiv, vom Solisten zur Mannschaft, von der ersten Geige zum Orchester“ übergehen müsse. Was der Sache Gewicht gibt, ist die Tatsache, dass dies offenbar auch die Meinung der „ersten Geige“, des Leaders selbst ist! Seine Kreativität ist eben unerschöpflich.

Etwas herabziehend, um nicht zu sagen typisch negativ ist der Kommentar der „Repubblica“, dass es sich hier vielleicht um ein Entgegenkommen in Richtung Fini handelt, des innerparteilichen Nörglers, der es tatsächlich fertig brachte, dem großen Leader eine Neigung zum „Cäsarismus“ vorzuwerfen. Auf jeden Fall hoffen wir, dass, wenn der Moment gekommen ist, wir nun wieder alle vereint aufstehen, die Arme hochwerfen, die La Ola-Welle machen und singen können: „Präsident, wir stehen zu Dir“. Alle vereint, auch mit Fini.